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PATAGONIA

Ab in den Süden. Um 19:15 geht's von Buenos Aires in einer 36 Stunden-Fahrt über 2.500 km in den Süden. Auch dieser Bus ist sehr angenehm, mit Boardservice und breiten Sitzen, welche bis zu 160 Grad zurück gestellt werden können. Zu meiner großen Freude gibt's sogar glutenfreies Essen. Mit Videos ansehen, Schlafen und Aussicht genießen, vergeht die Zeit wie im Flug und viel zu früh morgens erreichen wir Rio Gallegos. Am Vorabend im Bus entschließen wir uns gleich nochmal 580 km dran zu hängen. Gleich nach unserer Ankunft um 7:00 kaufen wir die Tickes für den nächsten 11-Stunden-Trip nach Ushuaia um 8:00.

 

 

Diese Fahrt ist etwas weniger komfortabel in einem herkömmlichen Bus mit einem großen Teil an Schotterstraßen und einer Fahrt in der Fähre. Um in die südlichste Stadt Argentinien's und der Welt zu gelangen, muss Chile durchquert werden. Auf geht's zur Pass-Stempel Sammlerei. Aus Argentinien raus, 1. Stempel, Chile rein, Nummer 2, Chile raus, Nummer 3, Argentinien rein, Nummer 4. Juhuu! Für jede Kontrolle dürfen wir aussteigen und Schlange stehen. Wir haben ja Zeit! Dafür werden wir mit toller Steppenlandschaft mit vereinzelten Kuh-, Schaf-, Ziegen- oder Lamaherden und Wüstenhunden belohnt. Auch Vogelsträusse wachsen hier ganz gut ;)

USHUAIA

Ushuaia ist ein nicht all zu großes Städtchen. Gleich bei der Bushaltestelle werden wir abgefangen und von der netten muchacha ins gemütliche Hostel Patagonia País gebracht, das Angebot um 20 Pesos weniger als der Rest, lassen wir uns nicht entgehen. 

 

 

 

Leider spielt uns das Wetter mit viel Regen einen Streich. Ohne die richtige Ausrüstung für eine Übernachtung im Zelt bei Nässe und Minusgraden, entschließen wir uns zum Gletscher Martins in einem Tagesausflug aufzusteigen. Völlig durchnässt und durchgefroren kommen wir am Abend ins Hostel, war ja klar, dass es auf halber Strecke nach oben zu regnen beginnt.

 

 

Die Sache mit den Busunternehmen läuft hier am Ende etwas anders als sonst wo. Drei Busunternehmen teilen sich die Wochentage, so ist's z.B. am Dienstag um einiges billiger als Mittwoch und Donnerstag gibt's wieder einen anderen Preis. Zu unserem Glück ist am gewünschten Abreisetag ein nationaler Streik aller Verkehrsmittel und Tags darauf ist die teuerste Bus-Firma an der Reihe. Pure Abzocke!

 

 

Während unseres Warte-Tags erkunden wir den Hafen und die malerische Gegend rund um die Stadt.

 

PUERTO NATALES,

Torres del Paine

Von Ushuaia nach Punta Arenas, Chile, ist die Fahrt wieder lange, etwas ungemütlich und holprig. Im Bus erfahren wir, dass es eine Möglichkeit gibt direkt, ohne Halt im Busbahnhof, in den Bus nach Puerto Natales umzusteigen. Ohne Tickets und chilenisches Bargeld nehmen uns die Herren trotzdem problemlos mit, wir können ja wenn wir ankommen mit der Karte zahlen. Nur dass die Zahlung dort mit Karte derzeit nicht möglich ist. Aber alles kein Problem. Ich notier einfach meinen Namen und den offenen Betrag und wir können am nächsten Tag vorbei kommen sobald wir Geld abgehoben haben. Ohne Nachprüfung, ob mein Name überhaupt stimmt oder zumindest wo unsere Unterkunft ist. Das ist noch Vertrauen in die Personen!!

 

 

Auch in Puerto Natales hilft uns das Wetter nicht sonderlich. Wir warten drei verregnete, kalte Tage im Hostel Yosmar ab und arbeiten an Fotos, unserem Blog und lernen nette Leute kennen. Zu meiner Ãœberraschung treffe ich Christina Genböck, eine Riederin, in der Küche des Hostels an. 

 

 

Am Ostersonntag früh morgens nehmen wir den Shuttle Bus in den Nationalpark Torres del Paine.

Ausgestattet mit einem zweiten Schlafsack bis -10 Grad, Zelt und Gaskocher machen wir uns an den Aufstieg zum Camping Torres an der Basis der Torres del Paine. Von dort aus erklimmen wir die letzten 300 Höhenmeter zum Mirador Base de las Torres, der Aussichtsplattform.

Nach insgesamt etwa 8 Stunden Fußmarsch und ca. 700 Höhenmetern erreichen wir den schneebedeckten Mirador in Sneakers und Sportschuhen. Ein kleiner See liegt idyllisch direkt zu den Füßen der drei Gesteinstürme. Wunderbar!

Leider macht unser Schuhwerk den Abstieg im teilweise vereisten Schnee zur Rutschpartie, da freuen wir uns um so mehr auf einen heißen Kakao im Camping. Bei rund 5 Grad ohne Hütte, ist es zwar auch hier nicht so kuschelig, dafür halten uns die zwei Schlafsäcke übereinander gut warm. Wie zwei Larven im Kokon verbringen wir eine sehr angenehme Nacht.

Wir haben Glück, die Mäuse haben weder unser Zelt, noch unser Essen, das wir im Baum aufgehängt hatten, angeknabbert. 

Am nächsten Morgen steigen wir zum Frühstücken zum nächsten Camping El Chileno, in der Hoffnung auf Sonne, ab. Leider lassen uns Sonne und Gaskocher im Stich, so machen wir schnell wieder Meter, um uns beim Gehen aufzuwärmen.

Unter Tags genießen wir nochmals die wunderschöne Aussicht auf die Torres und fahren mit dem Shuttle etwas weiter in den Nationalpark.

Das warme Hostel und eine heiße Dusche sind am Abend eine richtige Wohltat.

EL CALAFATE,

Perito Moreno

Unser nächster Stopp ist El Calafate, Argentinien. Ein vom Tourismus lebendes, hübsches, touristisches Städtchen mit vermutlich mehr Hostels, Hotels und Cabañas als Wohnhäusern. Von dort aus besuchen wir den Nationalpark Glaciares, um den Eisschollen der Gletscherzunge des Perito Moreno zuzusehen, wie sie ins Wasser des Lago Argentino stürzen. Ein unglaubliches Naturschauspiel. Vom höchsten Punkt stürzen Brocken aus bis zu 60 Metern mit lautem Donnern in die Tiefe.

Hitchhiking

Für die Weiterreise beschließen wir unser Glück mit Autostoppen zu versuchen. Wir wandern mit Sack und Pack an die Stadtgrenze von El Calafate und warten..... und warten.... und warten.... begleitet von einem treuen Strassenhund sitzen wir in der Sonne. 

 

Es kommt der Nachmittag und als wir schon glauben wieder ins Hostel zurück zu müssen, bleibt ein netter Herr stehen und nimmt uns etwa 50 km bis kurz nach der Auffahrt auf die Ruta 40 mit. Er geht dort am Fluss fischen und setzt uns am Straßenrand ab.

So schnell geht's, dass man im Nirgendwo inmitten von Argentinien auf einer verlassenen Straße steht ohne zu wissen wo man die Nacht verbringt oder das nächste Mal essen wird.

Zu unserer großen Freude bleibt auch gleich das übernächste Auto stehen. Ein großer Toyota Hilux Pickup mit einer um so kleineren Frau am Steuer. Iliana ist mit 68 Jahren noch sehr rustikal unterwegs, verbringt in der Woche 2-3 Tage hinterm Steuer und schmuggelt bei Gelegenheit für ihre Familie Fleisch von El Calafate in ihr Heimatstädtchen Piedra Buena an der Polizei vorbei. Auf den 380 km Schotterstraße über Tres Lagos passieren wir ein verwunschenes Haus, einige Chacras (Bauernhöfe mit hunderten Hektar Grund) und sehen viele Vogelsträuße und Guanacos, eine Art von Lama.

Iliana setzt uns bei der Tankstelle von Piedra Buena ab, wo wir eine angenehme Nacht im Zelt neben 20 Lastwagen verbringen. Einer davon transportiert Schafe im Doppeldecker. Am Abend scheinen diese sehr ruhig und entspannt, am nächsten Morgen sehen wir, dass die Fahrt wohl doch nicht so angenehm war, es liegen mindestens 6 Schafe regungslos neben dem Lastwagen. Die Herren Lastwagenfahrer versuchen diesen Vorfall auch gleich zu vertuschen, indem sie die Sicht mit einem weiteren Lastwagen versperren.

 

Wir packen zusammen und noch während ich Wasser auffülle wird Matthias angesprochen, ob wir mitfahren möchten.

Alberto, ein ehemaliger Soldat der UN, nimmt uns etwa 550 km bis nach Comodoro Rivadavia mit, wo wir an einer Tankstelle mit Meeresblick übernachten. Als Betthupferl gibt's ein Fläschchen Rotwein am Strand.

 

Natürlich schlafen wir wieder länger als geplant, in unserem Luxuszelt ist es einfach zu gemütlich zum Aufstehen. Wir packen langsam zusammen und merken, dass am Parkplatz nebenan ein Lastwagen übernachtet hatte, der gerade noch dabei ist die Druckluft fürs Bremssystem aufzuladen, bevor er startet. Fragen kostet nichts und so sitzen wir 5 Minuten später schon im Lastwagen von Daniel. Gefrühstückt wird in der geräumigen Fahrerkabine, ich darf in der Mitte am Bett sitzen, wo es sich sehr gut Reisen lässt. Daniel, ein Argentinier mit slowakischer Abstammung, hat durch seinen 6 jährigen Aufenthalt in Italien und der Arbeit als Lastwagenfahrer  in Europa sogar die Österreich-Fahne an der Windschutzscheibe hängen. Er freut sich sehr, dass wir Argentinien besuchen, schenkt uns sein lieblings Dulce de Leche und nimmt uns auf der Ruta 3 etwa 730 km bis San Antonio del Oeste mit. Hier verbringen wir eine weitere Nacht auf einer Tankstelle im Zelt, gut bewacht von den netten Strassenhunden.

 

Tags darauf geht's auf der Ruta 237 Richtung Bariloche. Angelika, eine nette Señora aus Lamarque, der Stadt der Tomaten, nimmt uns etwa 180 km bis kurz vor Choele Choel mit und schenkt uns noch Äpfel und Nüsse, die müssen wir unbedingt probieren!

Kaum fertig mit dem Mittagessen stoppt ein Obsttransporter und nimmt uns 10 km mit, bis zu einem Kreisverkehr, der mehr frequentiert wird. Der junge Fahrer dessen Namen ich leider nicht weiß, ist erst 13 Jahre alt, ist seit er 7 ist als Fahrer tätig und besitzt bereits seinen eigene Laster. Schule hat ihn nie interessiert, er macht das, was ihm Spaß macht, Lastwagenfahren.

Zwei nette Damen bringen uns von dort einige Kilometer bis kurz nach Choele Choel zum Polizeikontrollposten.

Für die Polizei sind wir nichts Neues, hier wird viel per Anhalter gereist, auch die Einheimischen nutzen diese Transportmöglichkeit.

Hier scheinen die Leute aber gerade nicht so mitnehmfreudig. Wir sitzen eine gute Weile in der angenehmen Sonne, ich knacke Nüsse, Matthias spielt mit dem Fußball. Nur zufällig dreh ich mich um und sehe den Pickup mit winkenden Händen, keine Ahnung wie lange die beiden dort gewartet hatten, bis wir bemerkten, dass wir mitfahren können.

Leonel und Raúl nehmen uns 180 km bis General Roca, kurz vor Neuquén, mit. Weiterstoppen wollen wir am späten Nachmittag nicht mehr versuchen, so schlagen wir unser Camp im Park der Polizeischule auf. Hier wird noch fleißig exerziert, links, links, links zwo drei vier,...richtig lustig zum Zusehen.

Zum Abendessen gibt's was der Gaskocher hergibt. Nudeln mit verschiedenen Saucen, Frankfurter mit Erdäpfelpüree und Tomatensalat, Risotto,....richtige Luxusmenüs :)

 

Am nächsten Morgen nimmt uns Dario, ein gerade gekündigter Petroleum-Arbeiter und Autoliebhaber, 50 km bis nach Neuquén mit. Ein lustiger Obst-Lastwagenfahrer bringt uns von dort weitere 50 km bis Arroyitos zur Kreuzung der Landstraßen Richtung Bariloche. Dort stehen wir nun, mitten im Nichts an einem Kreisverkehr in der Sonne. Es vergeht eine Stunde, es vergehen zwei Stunden, nichts! Dann endlich hält Gabriel mit seinem Obst- und Gemüsetransporter für uns an. Er fährt nicht nach Bariloche, sondern nach San Martin de los Andes, etwa 260 km nördlich davon. Kurzerhand beschließen wir uns vom Schicksal leiten zu lassen und die 380 km bis San Martin mitzufahren.

Während der 5 Stunden Fahrt durch die schöne Region von Rio Negro, sehen wir viele Rinderherden und noch mehr Großwild-Herden, welche hier nicht gejagt werden dürfen.

San Martin de los Andes liegt in der Region der 7 Lagos, der 7 Seen, und hat direkten Zugang zum Lago Lacar. Leider hält uns Regen und Kälte von einem längeren Spaziergang ab, so erkunden wir nur die Stadt und das angrenzende Ufer und verbringen den Rest des Tages im Hostel Secuoya. 

Am 16. April geht's mit dem Bus früh morgens weiter nach Temuco, Chile. Kurzerhand entschließen wir uns von dort den Nachtbus direkt nach Santiago zu nehmen.

Ab ins Warme!!

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