top of page

ROADTRIP NORDESTE DE BRASIL

Unsere Reise in den Nordosten beginnt am 18.01., ganz nach brasilianischer Art, etwas verspätet. Das Auto hatten wir schon am Vorabend abholen können, so packen wir gemütlich alles Zuhause ein. Vor der Abfahrt treffen wir uns noch mit Bettina Schneeberger am Strand. Was für ein Zufall, sie ist aus dem gleichen Dorf und auch für einige Wochen in Salvador!

Am Nachmittag machen wir uns endlich auf den Weg zu unserem ersten Stopp, Praia Do Forte. In diesem netten kleinen, sehr touristischen Dorf wird mit dem Projeto Tamar auf das Aussterben diverser Schildkröten-Arten aufmerksam gemacht. So kann man neben einer Besichtigung des kleinen Museums mit etwas Glück den kleinen Schildkröten zusehen wie sie nach dem Schlüpfen etwas unbeholfen Richtung Wasser watscheln. Viele Gefahren erschweren das Überleben der kleinen Tierchen. Für Echsen sind die Eier ein willkommenes Fressen, auch Vögel freuen sich über eine kleine Mahlzeit zwischendurch, endlich im Wasser sind die Propeller von Booten, andere Fische und Fangnetze eine Gefahr, nicht zu vergessen ist das Plastik, an dem die Schildkröten ersticken können, da es ihrer Nahrung, den Quallen, stark ähnelt. Eine von 100 überlebt und kommt später wieder an den selben Strand zurück, um selbst ihre Eier dort abzulegen.

 

Am nächsten Tag geht's weiter nach Praia do Saco. Wir kommen kurz vor Sonnenuntergang an und es wird uns klar, dass es in diesem kleinen Dorf keinen Campingplatz geben wird. Drei nette Senhores zeigen uns den Weg zu einem bewachten Parkplatz direkt am Strand, bei dem wir unser Glück versuchen könnten. Tatsächlich ist direkt beim Parkplatz auch ein Restaurant am Strand, so können wir deren Freiluftdusche und WC auch nachts benutzen und haben direkten Zugang zum Strand. Der nächste Tag beginnt für uns um 6:30, mit den ersten Sonnenstrahlen auf dem sich zur Sauna entwickelnden Zelt. Nach einem erfrischenden Bad in der ruhigen Bucht gibt's ein ausgiebiges Früchtefrühstück.

Praia do Saco liegt an der Mündung der Flüsse Rio Jacare und Rio Real in den Atlantik. Durch die ständig vorhandene Strömung wurden über die Jahre einige kleine und größere Inseln aufgeschwemmt, welche mit dem Motorboot besucht werden können. Einen kleinen Ausflug zur nächstgelegenen einsamen Insel lassen wir uns nicht nehmen.

 

Von einem Abendteuer ins nächste! Auf der Suche nach Wasser, stoßen wir im Supermarkt auf eine Reihe von Snowboard-ähnlichen Brettern. Sandboards!! Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Mit zwei Boards im Schlepptau machen wir uns auf zur größten Düne. Dieses Erlebnis kommt nur knapp nicht an eine FIS-Abfahrt heran. Zum Abendessen werden wir beim Versuch ein Feuer zu machen gleich abgefangen und von Lucas, dem netten Mitarbeiter und Nachtwächter des Restaurants zum Essen eingeladen. Für ihn ticken die Uhren mit 17 Jahren und bereits 1 Jahr verheiratet, etwas anders.

 

Tag 3 beginnt, auf Empfehlung von Lucas, mit einem Guaiamum, einem schwarzen Krebs, der in den Mangroven und umliegenden Sumpfgebieten der Flüsse gefangen wird. 

 

Unser nächster Stopp ist Barra de Sao Miguel, wo wir nach einiger Suche doch noch einen Campingplatz, versteckt gleich neben dem Hafen (Rua do Cais, Camping Beiramar), finden.

Am Tag darauf besuchen wir den nur wenige Kilometer entfernte Strand Praia do Gunga, am Abend gibts ein Lagerfeuer aus trockenen Kokosnüssen und -blättern am Campingplatz.

Am fünften Tag geht´s an den Surfstrand Maracaipe, nahe Porto de Galinhas. Dort haben direkt am Strand zwischen den Coqueiros (Kokosnusspalmen) schon einige andere Camper ihr Zelt aufgeschlagen. So verbringen wir eine etwas stürmisch, verregnete Nacht am Strand und werden von drei netten Strassenhunden rund um die Uhr bewacht. Nachdem es uns hier doch etwas zu windig ist, bauen wir unser Zelt ab und weiter geht´s nach Praia da Pipa, ebenso ein Surfstrand nahe Natal im Bundesstaat Rio Grande do Norte.

Am Camping do Amor, auf ca. 30 Meter hohen Klippen gelegen, verbringen wir die nächsten zwei Nächte. Ein steiler Abstieg gibt direkten Zugang zum Meer und so steht auch hier einem morgendlichen Bad im kühlen Nass nichts im Weg.

Einer unserer Nachmittags-Spaziergänge, diesmal zum Praia dos Golfinos (Strand der Delfine) entpuppt sich als außerordentliches Erlebnis. Dieser Strand erhielt seinen Namen nicht ohne Grund. Hier treffen sich Delfine, um während der Stunden der Ebbe Fische zu fangen und auf die Flut zu warten. Genau in dieser Zeit bekommt man die flinken Geschöpfe fast wortwörtlich hautnah zu sehen. Kaum 2 Meter entfernt taucht neben Matthias eine Rückenflosse auf, wer weiß wie weit sich diese Meeressäuger unter Wasser annähern. Während wir uns in der Bucht von den Wellen treiben lassen, sind immer wieder die Rückenflossen zu sehen. Einmal alleine, einmal zu dritt oder viert unterwegs, scheint es, dass auch die Delfine neugierig sind was wir denn so machen im Wasser und sich vermutlich fragen warum wir so komisch strampeln und nicht anständig schwimmen, wie alle anderen Fische.

 

Am Tag 9 unserer Nordeste-Reise machen wir uns auf den Weg Richtung Canoa Quebrada, zwischen Natal und Fortaleza, im Bundesstaat Ceará. Der kilometerlange Strand mit kleinen, roten Klippen, ist ideal für einen morgendlichen Strandlauf. Obwohl unser Campingplatz (Pousada Via Lactea) direkt am Strand, mit dickem Gras, Pool und Frühstück all you can eat, der ware Luxus ist, bleiben wir nur eine Nacht, um unser Ziel, die Lençois Maranhenses, ehestmöglich zu erreichen.

 

Dafür wählen wir eine Abkürzung ins Landesinnere und verbringen die Nacht, nach einem Tag reiner Autofahrt, in Massapé in der Pousada Brasilina.

Am elften Tag unserer Reise kommen wir in Parnaíba im Bundesstaat Piauí an. Nachdem wir uns im Reisebüro MS Tours für den nächsten Tag Tickets für eine Bootsfahrt im Parnaiba-Delta gesichert haben, machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Camping gibts laut Angaben der Einheimischen nicht, jedoch kommt die Empfehlung wir könnten doch einfach in Praia Pedra do Sal frei campen. Nachdem wir nicht ganz so unbedarft unterwegs sind, fragen wir lieber nochmal einen Passanten am Strand nach einem Camping. Auch diese bestätigt, dass es keinen Camping-Platz gibt, jedoch könnten wir im Restaurant seines Vaters übernachten. Etwas skeptisch machen wir uns auf die Suche nach dem besagten Restaurant und finden den Herren Vater, Perreira, auch gleich bei einem Bierchen auf der Veranda seines Restaurants. Zu Beginn scheint er etwas zurückhaltend, doch als nach einer Weile auch seine Frau Amparo aus Parnaiba zurück kam, war seine Unsicherheit verflogen. Natürlich ist es kein Problem unser Zelt zwischen den Tischen aufzuschlagen. Das Angebot einer Dusche können wir nicht abschlagen und im Anschluss daran wird uns völlig unverhofft noch Carne do Sol mit Farinha (de Mandioca) serviert. Damit nicht genug! Die beiden hätten auch noch ein freies Zimmer das sie uns anbieten. Diesmal schaffen wir dankend abzulehnen. Wie wir merken, können die Brasilianer sehr persistent sein!

Nachdem wir bis jetzt noch nicht die Freude hatten einen Gaskocher zu finden, ist der frisch und ohne Zucker servierte Kaffee von Amparo besonders für Matthias ein Genuss. Unser Boots-Ausflug ins Parnaiba-Delta beginnt um 9 im Hafen von Tatu bei Ilha Grande. In den engen Seitenarmen des Parnaiba stoppen wir, um dem "Homem Lama" beim Fangen eines Krebses zuzusehen. Die Mangroven mit Schlammboden sind der natürliche Lebensraum der roten Krebse, wobei nur männliche Tiere ab einer Panzergröße von ca. 6 cm gefangen werden dürfen. Den ersten Badestopp gibts an der Flussmündung ins Meer, wo sich Süß- und Salzwasser vermischen und eine nicht ungefährliche Strömung herrscht. Am Weg zum nächsten Stopp im Süsswasser wird Essen und Krebs als Nachspeise serviert. Die Rundfahrt endet um 16:00.

 

Sogleich machen wir uns auf den Weg zurück zu Perreira und Amparo. Diese besorgte uns den Kontakt einer Freundin in Paulino Neves, um von dort mit einem Allrad nach Barreirinhas zu den Lençois Maranhenses zu gelangen.

Wir kommen in der Dämmerung in Paulino Neves an, finden auch auf Anhieb die Apotheke von Dona Auria, jedoch ist die Gute für zwei Tage verreist und keiner weiß Bescheid, wer wir sind oder was wir wollen. Eine etwas peinliche Situation für uns, da auch wir Dona Auria nicht kennen. Nichtsdestotrotz werden von der jungen Apothekerin alle Hebel in Bewegung gesetzt und bevor wir wissen wie uns geschieht, sind wir in einem Zimmer im Haus der Tochter von Dona Auria einquartiert. Einziger Haken: auch die Tochter, Bianca, ist noch nicht zurück von der Arbeit. So wissen wir nicht recht wer von den netten Personen rund um uns wo hin gehören, ob Verwandtschaft besteht oder ob einfach das Haus der Nachbarn okkupiert wurde um uns zu beherbergen. Es stellt sich heraus, dass die junge Apothekerin die Frau des Sohnes von Dona Auria ist, so sind wir beruhigt als Bianca endlich aus der Kirche zurück kommt und uns bestätigt, dass es wirklich kein Problem ist die Nacht in ihrem Haus zu verbringen. Unser Mietauto können wir beim Vater von Bianca für die Tage in den Lençois Maranhenses unterstellen.

Für den nächsten Tag wird uns ein Platz im Auto nach Barreirinhas organisiert, wo wir für 25 Reais nach 2,5 Stunden holpriger Fahrt auf Sandstrassen direkt vor dem Sao Paulo Ecoturismo-Büro abgesetzt werden.

Die Saison, um die Lençois Maranhenses mit vollen Lagunen zu besuchen, ist nach der Regenzeit von Juni bis Dezember. Folglich gibt's in der trockensten Zeit von Jänner bis Mai keine  regulär geführten Touren. Während wir überlegen welche Strecke in welcher Zeit mit einer exklusiven Tour zu bewältigen wäre, beobachten wir eine Backpackerin mit sehr bescheidenen Portugiesisch-Kenntnissen auf der Suche nach einer Tour in die Wüste, welche mit englischem Guide über 600 Reais betragen würde. Wir sprechen die Australierin, Luanne, kurzerhand an, ob sie uns nicht begleiten will, um den Preis der Tour etwas zu verringern und keinen englische Guide bezahlen zu müssen. Wir finden einen Guide, der uns für 160 Reais pro Person zwei Tage durch die Wüste führt. 

 

Nach 2 Wochen haben wir nun unser Ziel erreicht. Den Nachmitteg verbringen wir damit den passenden Reiseproviant zu finden und uns im Camping/Hostel do Professor auszuruhen. Frühmorgens am 14. Tag unserer Reise werden wir von Louro, unserem Guide, abgeholt. Nachdem wir nun auch den letzten Teil unserer Ausrüstung, unsere großen Rucksäcke an den Mann gebracht haben, machen wir uns mit einem Set Kleidung, 4 Litern Wasser und dem Essen für 2 Tage, auf den Weg in die Wüste. Zuerst geht's mit dem Allrad bis zur Lagoa das Esperanças, einer der wenigen Seen, welcher auch in der Trockenzeit noch Wasser hält. Nach einem kurzen, erfrischenden Bad beginnt unser Abendteuer in der Wüste. Barfuß und ohne Kompass folgen wir einem Unbekannten in eine endlose Landschaft aus weißen Dünen.

 

Nach ca. zwei Stunden erreichen wir die kleine Oase Mocambo, wo wir uns mit Agua de Coco (Kokosnusswasser) erfrischen und die heißen Mittagsstunden in der Hängematte abwarten. 

Weitere 4 Stunden Fußmarsch stehen uns bevor, um die Oase Barra Grande kurz nach Sonnenuntergang zu erreichen. Die Sonne steht fast im Zenit, die Hitze wird jedoch durch den stetigen Wind deutlich abgeschwächt, was uns ermöglicht barfuß durch die Dünen zu wandern. Außer gelegentlich eine Ziegenherde oder eine verlorene Scheine-Bande, treffen wir auf nichts als Stille und das Zurren des Windes. Wohin das Auge reicht nur weiße Dünen und wolkenloser Himmel.

 

In der Oase angekommen, gibt's von Louro gleich einen Schluck Cachaça aus Mandioca zur Stärkung. Fließendes Wasser oder Strom ist mitten in der Wüste nur schwer erhältlich, so waschen wir uns den klebrigen Sand in der Dunkelheit in einem kleinen verbleibenden Wasserloch ab. Die Dunkelheit war in diesem Fall vielleicht sogar vorteilhaft, sonst hätten wir keinen Fuß in dieses Schlammloch gesetzt.

Zum Abendessen muss eine Henne daran glauben, wir hören noch ihren lauten Protest, dass sie nicht ganz so damit einverstanden ist. Nicht lange nach dem Abendessen schlafen wir alle tief und fest nebeneinander in den Hängematten.

Der nächste Tag beginnt für uns sehr früh. Noch vor dem Morgengrauen machen wir uns auf den Weg zur nächsten Oase, Queimada dos Britos, welche ca. 3 Stunden entfernt liegt. Um die verbleibenden 7 Stunden Fußmarsch etwas abzukürzen, finden wir zwei Quads, die uns ein Stück in Richtung Santo Amaro nahe der Lagoa das Cabras bringen.

Die Erfrischung im kühlen Nass der blauen Wüsten-Lagune gibt uns Kraft, um die letzen 4,5 Stunden bis zum Ziel zu schaffen.

Nach diesem kräftezehrenden Marsch sind wir alle froh, endlich anzukommen und unseren Füßen eine Auszeit zu geben. Übernachten können wir in Hängematten im Haus der Cousine von Louro, um am nächsten Tag um 3:30 morgens mit dem Allrad nach Sangue zu gelangen. Von dort geht's dann mit einem "Carro comun" (Kleinbus) zurück nach Barreirinhas Rucksack abholen, weiter mit dem Allrad nach Paulino Neves, wo wir unser Auto und den Rest der Dinge einsammeln, und mit dem Auto Richtung Jericoacoara wo wir in Jijoca de Jericoacoara einen der besten Campingplätze finden. Luanne verbringt die Nacht bei uns am Camping in der Hängematte, wo ihr streunende Katzen, Esel und Moskitos in Begleitung von Fledermäusen den Schlaf rauben.

Am 3. Februar, Tag 17 unserer Nordosten-Reise, machen wir uns gemeinsam auf den Weg nach Jericoacoara, welches nur mit Allrad erreicht werden kann. Luanne bringt ihr Gepäck ins Hostel uns wir verbringen den Tag am Strand von Jericoacoara. Mit dem Abend kommt der Hunger, wie gerufen kommt eins der angeblich besten Fischrestaurants, wo wir zu dritt 1,7 kg frischen Fisch für uns zubereiten lassen uns diesen samt Beilagen auch fast aufessen. Was für ein Genuss!

 

Für uns geht's um 21:00 mit dem vorletzten Allrad wieder zurück nach Jijoca. Der nächste Tag dient dem Relaxen und absolut nichts machen außer in der Hängematte zu schaukeln und ein bisschen Fresco-Ball zu spielen. Luanne verbringt den Abend wieder bei uns am Camping, wo wir uns drei g'schmackige Kotelettes vom Grill gönnen.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück brechen wir unsere Zelte ab und machen uns auf den Weg nach Morro Branco. 

Es scheint, als ob wir in einer Geisterstadt angekommen sind. Wir vermuten, dass hier ab 20:30 eine Ausgehsperre verhängt sein muss, welche mit Strandverbot bestraft wird. Pousadas und Hostels sind ohne Personal bzw. empfangen keine Gäste mehr, nur mit etwas Glück finden wir die Pousada Tropical, die um 21:15 noch nicht komplett dicht gemacht hat. 

Am nächsten Tag ist die Stadt wie verwandelt, Touristen-Buggys überall, geöffnete Strandcafes und vollgeparkte Strassen.

Wir bleiben, um das Labyrinth in den roten Sandklippen zu besichtigen und etwas Sonne zu tanken.

Weiter geht´s nach Canoa Quebrada zu unserem Luxuscamping Via Lactea.

Dort werden wir sehr freundlich empfangen. Die Rezeptionistin vom letzten Mal, Frau Grant-Blick, ist ganz von den Socken und strahlt übers ganze Gesicht. Wir bleiben zwei Nächte und genießen Pool, Rasen und Griller in vollen Zügen. Man kann sich kaum vorstellen welche Menüs man mit einem halben Blechfass und etwas Kokosnuss-Faser zaubern kann. Wenns am schönsten ist soll man aufhören, ganz nach diesem Motto machen wir uns am Morgen des 3. Tages nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg. Wir hatten bereits die Vermutung, dass die Küche uns das Frühstück streicht bzw. rationiert weil sonst für die anderen Gäste nichts mehr übrig bleibt. Die Gespräche in der Küche waren sicher: „Wie kann der große Gringo nur so viel Essen, jetzt hab ich ihm schon zweimal das Brotkörbchen nachgefüllt und er isst noch immer!!! Morgen kommt er nocheinmal, was machma denn da? Und die Gringa hat schon fünf Beiju von mir bekommen und jetzt isst sie auch noch einen ganzen Teller Papaya!“

Bei der Verabschiedung bekomme ich sogar eine Umarmung von Frau Grant-Blick, Matthias bekommt noch einen Kaffee für die Fahrt und mir bieten die Damen aus der Küche noch ein "Beiju-to go“ an. Schau ich wirklich so schlecht aus oder sind sie sich nicht sicher ob ich genug gegessen hab? ;)

 

08. Februar, eine lange Fahrt liegt vor uns vom Bundesstaat Ceará bis nach Praia da Pipa in Rio Grande do Norte. Ein vergeblicher Versuch einen Campingplatz an einem anderen, nahe gelegenen Strand zu finden, bringt uns wieder zum Camping do Amor, mit roten Klippen und kleinen Hundebabys.

Luanne hat hier einen Surfkurs uns verlässt und am zweiten Tag in Richtung Recife. Wir bleiben bis zum 13. Februar, fünf Tage in diesem Paradies. Aufgrund der eher ungemütlichen Sitzgelegenheiten baut Matthias unser â€žBüro“ kurzerhand in einem der Caju Bäume auf. Während wir hier gemütlich unsere weitere Reise planen besuchen uns ganz unerwartet freche, kleine Gefährten. Sonhim (Weißbüschelaffe) heißen die kleinen, grauen Affen, die völlig dreist aus der Hand fressen und laut nach mehr protestieren. Alle paar Stunden stattet uns die Affenbande einen Besuch ab, um zu sehen was es Gutes gibt in unserem Büro. 

 

13. Februar ist es soweit, Carnavaaaaaal!!! Recife wartet auf uns. Wir treffen uns mit Marina, Anderson, Luana und Sanane um gemeinsam den Carnaval in Recife und Olinda zu feiern. 

Bevor wir uns in die Eröffnungs-Feier stürzen gibts noch eine gute Unterlage bei einem exzellenten Essen mit Marina und Anderson. Recife ist bekannt für einen Carnaval, der weniger Show, sondern mehr für´s Volk gedacht ist, zum mittanzen, singen, sich verkleiden und von früh morgens bis spät in die Nacht feiern. Hier gibt´s weder in Olinda noch in Recife eine bestimmte Straße, wo alle Umzüge vorbei kommen. Vielmehr steht die ganze Stadt still und ist im Carnaval-Fieber. Je näher man dem Zentrum kommt, desto lauter wird die Musik und desto dichter werden die Menschenmassen. Vergleichbar mit einem riesigen Festival, welches mitten in der Stadt auf diversen Bühnen in allen Vierteln verstreut aufgebaut ist, zieht der Carnaval Besucher aus ganz Brasilien an. Gutes, geschlossenes Schuhwerk, viel Wasser, Sonnenschutz und Alkohol sind im Carnaval unentbehrlich. Faszinierend sind die vielen kleinen Percussions-Gruppen, welche lautstark durch die Strassen wandern oder sich fix an einem passenden Platz auf der Straße positionieren. Je nach Lust und Laune kann man sich einer der Gruppen anschließen und mittanzen oder diese einfach vorbei ziehen lassen. 

Meinen Geburtstag verbringen wir in Olinda, mit einigen Tausend anderen feierfreudigen Brasilianern. Nach ca. 7 Stunden tanzen, durch die Straßen wandern und Freunde finden, freuen wir uns alle auf unser Bett in Recife. Jeden Tag gibts andere Bands zu sehen und so verfliegen die Tage. Speziell die Nacht der Tambores Silenciosos (die lautlosen Trommeln) gefällt uns, als die Maracatu-Gruppen in einem Wettbewerb nach einander ihre Lieder trommeln und mit sehr prunkvollen Kostümen durch die Straßen tanzen. Diese Trommel-Gruppen entstehen aus den Ritualen des Candomblé, der Religion der Orishas, welche von den Sklaven nach Brasilien gebracht wurde und neben dem Katholizismus, sehr sehr stark verwurzelt ist. Hinter jedem katholischen Feiertag versteckt sich ein Gott der Orishas welcher damals von den Sklaven unter dem Deckmantel des katholischen Heiligen verehrt wurde.

 

Nach sechs Tagen Carnaval verlassen wir am 18. Februar Recife in Richtung Salvador. Unser nächster Stopp ist Maragogi, Praia Barra Grande, wo uns ein karibischer Strand wieder auf den Boden zurück bringt. Im Camping Chalé Beira Mar verbringen wir zwei Nächte. Beim Baden im fast wellenlosen, hellblauen Meer erschreckt uns ein Walross, welches völlig entspannt einige Meter neben uns abtaucht und zum Luftholen immer wieder die Schnauze aus dem Wasser streckt. Nachdem keiner der umliegenden Badegäste Anzeichen macht das Wasser zu verlassen, entschließen wir, uns ebenso nicht von einem fetten Walross den Badespaß nehmen zu lassen.

Am 20. Februar, Tag 24 unserer Nordeste-Reise, gehts früh morgens nach einer ganztägigen Fahrt zurück nach Salvador. Ohne Pannen und Probleme bringen wir unseren VW Up! wieder zurück zur Autovermietung Referencia, sehr empfehlenswert.

bottom of page